Kirchbau und Einweihung
Von da an war man natürlich bestrebt, möglichst bald ein öffentlich zugängliches Gebäude für die Gottesdienste, eine Kirche, zu bauen. Obwohl die Gemeinde mit ihren Honschaften Hösel, Breitscheid, Selbeck und Mintard rein flächenmäßig eine der größten im Herzogtum Berg war, und obwohl sie mit ihren etwa 600 Mitgliedern zahlenmäßig nicht eben klein war, war sie doch so arm, dass sie nicht einmal ein Baugrundstück erwerben, geschweige denn Handwerker bezahlen konnte. In ihrer Not wandte sie sich an den Herrn von Linnep, den Freiherrn Vincent Schott von IsseIstein.
Hochherzigerweise schenkte er, der brandenburgische Obrist-Wachtmeister zu Pferde, der Gemeinde seine Reitbahn als Baugrundstück für eine Kirche.
Der Text der Schenkungsurkunde lautet (übertragen in heute verständliche Sprache):
Ich Vincent Schott Freiherr von Isselstein zu Linnep verkünde und bekenne hiermit: Nachdem ich schon vor einigen Jahren darauf bedacht gewesen bin, dass hiesige reformierte christliche Gemeinde ihre Zusammenkunft nicht mehr auf meinem Hause, was bei Zeiten ansteckender Seuchen zumindest bedenklich ist, halten solle, sondern vor demselben an einem bequemen Ort. Aus welchem Grund sie daselbst eine Kirche erbauen möge, auf einem Grundstück, das ich ihr anweisen und auch erb- und ewiglich abtreten würde.
Es ist nun dazu gekommen, dass die vorgenannte Gemeinde sich um eine Beisteuer zum Kirchenbau beworben und eine gute Summe Geldes zusammengebracht hat.
Darum bekenne ich, vorgenannter Vincent Schott von Isselstein hiermit, dass ich besagter Gemeinde wirklich erb und ewiglich einen dicht vor meinem Hause gelegenen Platz, die Reitbahn genannt, abtrete, dergestalt, dass die Gemeinde sich dieses Platzes zur Erbauung der Kirche und des Kirchhofs zu ihrem Besten bedienen, den Platz mit einer Mauer umgeben und ansonsten ihn ohne meine und jedermann Einrede zu ihrem Vorhaben gebrauchen möge.
Urkundlich durch meiner Hand Unterschrift und gesiegelt durch das adlige mir durch Geburt zustehende Petschaft. Gegeben auf meinem Hause Linnep den 10. März 1683.
Vincent Schott von Isselstein
Doch damit nicht genug:
Als Abkömmling einer niederländischen Adelsfamilie hatte er sich bereits 1682 bei seinen Glaubensgenossen in den Generalstaaten und in dem damals brandenburgischen Herzogtum Cleve für eine Kollekte zugunsten der Linneper Kirche eingesetzt. Mit dem Ergebnis, dass die damals bedeutende Summe von 3714 Clevischen Thalern und 14 Stübern aufgebracht wurde. Wenn man bedenkt, dass ein Prediger im ausgehenden 17. Jahrhundert nur 125 Reichsthaler pro Jahr verdiente, dann entsprach das fast 30 Jahresgehältern! Damit war der Rohbau der Kirche finanziell gesichert.
Mit Eifer ging man an die Verwirklichung des Bauvorhabens. Kaum aber waren die Außenmauern fast hochgezogen, da ordnete die Herzogliche Regierung zu Düsseldorf die zwangsweise Stilllegung aller Bauarbeiten an mit der Begründung, der Große Kurfürst habe die Zusatzvereinbarungen zum Religionsvertrag von 1672 noch nicht unterzeichnet, und solange dies nicht erfolgt sei, könne man den Weiterbau nicht gestatten. Erst als die Ratifizierungsurkunde aus Berlin in Düsseldorf eingegangen war, am 5. August 1683, wurde der Bau wieder freigegeben. Infolge der Verzögerung konnte das Gotteshaus erst am 5. November 1684 eingeweiht werden mit einer Predigt über 1. Petri V.5
„Und auch Ihr als die lebendigen Steine, bauet Euch zum geistlichen Hause und zum heiligen Priestertum, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesum Christum."
(Text nach Otto Wilms) weiterlesen