Die zweite Orgel 1888
Die Waldkirche war ein einfacher Bau. Zunächst schlecht isoliert, noch bis 1979 mit einem Fußboden aus gestampftem Lehm, war sie meistens feucht – keine gesunde Umgebung für eine Orgel, in der besonders in der Mechanik sehr viel Holz verbaut ist. Und so begannen sich um 1880 die Reparaturen zu häufen. Am Sonntag Cantate, am 29. April 1888, tat die Orgel ihren letzten Atemzug. Eine Reparatur war nicht mehr möglich und so wurde Ende Mai beschlossen, „daß die alte Orgel durch eine neue ersetzt werde“. Neben bescheidenen Eigenmitteln wurde eine Anleihe über 3000 Reichsmark gezeichnet, um den Bau zu finanzieren.
Bereits im Juni lagen fünf Kostenanschläge vor. Man kam überein, dass die neue Orgel ein zweites Manual bekommen solle, „da … die Mehrkosten … nicht sehr erheblich sind, das Spielen der Orgel dadurch aber erheblich erleichtert u. eine größere Mannigfaltigkeit dadurch erzielt werden kann.“
Einige Orgeln der fraglichen Orgelbauer in umliegenden Städten wurden besucht und in Augenschein genommen. Die Orgeln der Firmen Sauer und Walcker hinterließen dabei den besten Eindruck, und da die Firma Sauer aus Frankfurt an der Oder das günstigere Angebot abgegeben hatte, erhielt sie den Zuschlag.
Der Vertrag wurde Ende Juli 1888 geschlossen. Wilhelm Sauer, der in dieser Zeit auch die große Orgel der Thomaskirche in Leipzig sowie die Orgel in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin gebaut hat, verpflichtete sich, „die Vollendung bis spätestens den 1. November d.J. zu bewirken“. Das gesamte Innenleben der Orgel mit Blasebalg, Windladen und Pfeifenwerk (mit 12 Registern) entstand neu. Die Kosten betrugen 3600 Mark.
Am 4. Nov 1888 wurde die Orgel unter Mitwirkung des Kettwiger Kirchenchors eingeweiht.
Bauliches:
Von dieser zweiten Orgel existiert ein Grundriss, sowie Fotos aus dem Anfang der 1920er Jahre und das obige aus 1934. Man sieht sie in der damals dunkel gestalteten Kirche. Äußerlich gleicht sie der Vorgängerorgel und fast nur im Grundriß erkennt man eine wesentliche Veränderung: Der Spieltisch wurde um 180 Grad gedreht, so dass der Organist jetzt mit dem Rücken zur Orgel saß. Der dafür neu gebaute Klaviaturschrank ist auf dem Foto rechts oberhalb der Emporenbrüstung zu sehen.
Wie ihre Vorgängerin hatte diese Orgel noch einen Blasebalg, der während des Spiels von einer zweiten Person getreten werden musste. Erst 1926 wurde in der Kirche elektrisches Licht installiert und in dem Zusammenhang erhielt die Orgel ein elektrisch betriebenes Kreisel-Gebläse.