Die dritte Orgel 1935

Weiterhin blieb die Waldkirche feucht. Erst 1921 erhielt sie endlich Dachrinnen, die verhinderten, dass das vom Dach ablaufende Regenwasser die Wände durchfeuchtet. Schäden an der Orgel waren unvermeidlich. Inzwischen hatte die Orgelbaufirma Faust aus Schwelm die Wartung der Orgel übernommen. Im November 1933 bat Pfarrer Schwörer in einem Brief Paul Faust um einen Kostenvoranschlag zum Neubau der Orgel. Hauptanlass sei „die Feststellung Ihres Gehülfen, daß der Wurm das Holzwerk der Orgel in beträchtlichem Maße zerstört hat“.
Anfang Juli 1934 schickte Faust Entwürfe. Dem Zeitgeschmack entsprechend sollten die Klangmöglichkeiten der Orgel üppiger werden: Faust plante 17 Register statt zwölf. Natürlich sollte der alte Orgelprospekt wieder erhalten bleiben. Zusätzliche Pfeifen wollte Faust zu beiden Seiten des alten Gehäuses schlicht nebeneinander aufreihen.
Außerdem bestand der Wunsch, auf der Empore Platz für den Chor zu schaffen. Der Spieltisch sollte an die Seitenwand der Kirche verlegt werden und die Orgel in der Tiefe verringert. Beides ermöglichte Sitzplätze auch vor der Orgel.

Das Presbyterium war besorgt über die Finanzierung, weil zur gleichen Zeit ein Gebäudekauf für die Höseler Schule erforderlich war. Es verlangte ein Vergleichsangebot der Firma Walcker, das auch eingeholt wurde. Doch die Planung von Faust hatte den entscheidenden Vorzug, für die neue Orgel die Metallpfeifen der bisherigen Orgel soweit möglich wieder zu verwenden. Sie bestanden aus einer hochwertigen Zinn-Legierung und ein Sachverständiger riet: „Da man solch Material zu den normalen Preisen heute nicht mehr bekommt, ist es durchaus geboten, die in der alten Orgel steckenden Werte auch für die Zukunft zu erhalten.“ Sonst hätte man sich in dieser Zeit nach der Weltwirtschaftskrise nur minderwertige Pfeifen mit hohem Zinkanteil leisten können. So setzte sich Fausts Angebot durch.

Wegen des Denkmalsschutzes musste der Konservator im Provinzialkirchlichen Bauamt die äußerlichen Umbauten genehmigen, bevor der Bau beginnen konnte. Nach geraumer Wartezeit kam von dort die Auflage, „die neuen Prospektpfeifen wenigstens durch ein einrahmendes oberes Randprofil organischer mit dem Altbau zu verbinden.“ Außerdem meinte der Konservator: „Die große Breite der frei sichtbaren neuen Orgelpfeifen erdrückt m.E. das alte Gehäuse, sodass eine Art Untergliederung notwendig wird.“ So entstand das Erscheinungsbild, dass unserer Orgel bis heute geblieben ist.

Gleich nach Ostern 1935 wurde die alte Orgel abgebaut und Ende Juli die neue angeliefert. Am 18. August wurde sie eingeweiht. Der Orgelsachverständige Rudolf Czach, der die Abnahme durchführte, war sehr angetan von dem „Meisterwerk moderner Orgelbaukunst“, dessen „Register in … der … Tonqualität dem heutigen Klangideal entsprechen. So wird dem alten Material ein ganz neuer Klang abgewonnen, der sich mit dem der neu hinzugekommenen Stimmen bestens vereinigt.“ Er wünschte der Gemeinde, dass „die neue Orgel für die Pflege der Kirchenmusik in der Gemeinde einen neuen Auftrieb bedeuten (möge) und auf Generationen hinaus dienen in gesegnetem Gebrauch zu Gottes Ruhm und Ehre!“.

Bauliches:

Auch wenn der Mittelteil des Orgelprospekts, der schon zu großen Teilen unter Denkmalschutz stand, erhalten wurde, unterschied sich die neue Orgel doch erheblich von der zweiten. Zu beiden Seiten wurden Teile angebaut, um einen Teil der Pfeifen aufzunehmen. Deren Vorderseiten wurden an die Ausgestaltung des alten Prospekts angepasst. Vor allem aber wurde der Spieltisch von seinem Platz vor der Orgel an die seitliche Außenwand der Kirche versetzt. Dies war nur möglich durch die zweite große Veränderung, nämlich den Einbau einer elektro-pneumatischen Traktur: Die Verbindung zwischen Tasten und Orgelpfeifen wurde nicht mehr rein mechanisch, sondern durch eine zuerst elektrische und daran anschließende pneumatische Verbindung hergestellt. Außerdem wurden weitere Register vorgesehen und die Orgel auf die damalige eher romantisch ausgelegte Klangvorstellung angepasst, was die Auswahl der Register und vor allem die Ausgestaltung der tiefen Töne betraf.


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